Beschreibung
Der Bolero entstand als südspanische virtuose Tanzgattung bereits Ende des 18. Jahrhunderts, erlangte jedoch in der Kunstmusik Bedeutung zunächst durch Chopin (1834) und dann insbesondere durch Ravel (1928). Auch kleinere Stücke entstanden zur Gattung, etwa von Valldemossa oder Casella.
Der in Heidelberg und Südamerika lebende Komponist Martin Münch hat die Gattung 2021 ebenfalls mit einem Beitrag bedacht, der an die grosse spanische pianistische Tradition der Jahrhundertwende um 1900 anknüpft und sie in Richtung seines eigenen Stils weiterdenkt, wie er sich insbesondere in seinen Valses sentimentales und seiner dem Tango gewidmeten Suite Rioplatense ausgeformt hat.
Ähnlich wie bei Ravel durchläuft der Bolero von Martin Münch ein grosses Crescendo, welches sich auf Satzdichte, Dynamik und harmonische Stringenz auswirkt. Im Gegensatz zu Ravel entwickelt sich dieses jedoch nicht komplett linear sondern wird an mehreren Stellen durchbrochen, um kurz darauf wiederaufgegriffen und weitergeführt zu werden. Die modal geprägte Harmonik „verfährt“ sich gleichsam mehrere Male, um jedoch im Verlauf der Entwicklung immer mehr und unaufhaltsamer in den auf den Schluss hinauslaufenden Sog hineingezogen zu werden.
Der Pianist steht vor der Aufgabe, das Stück in einem ruhigen Legato zu spielen, gleichzeitig jedoch den Rhythmus deutlich zu markieren und die Melodie in der Oberstimme sowie gelegentlich kontrapunktisch hinzutretende Mittelstimmen gut hervortreten zu lassen.