Beschreibung
Die vier „Poemas de Heidelberg“ entstanden in Heidelberg im ersten Jahr der Corona-Krise zwischen August 2020 und März 2021. Sie sind vier Freunden des Komponisten Martin Münch gewidmet, die in Heidelberg ihren Lebensmittelpunkt hatten oder haben. Es handelt sich bei den poetischen Klangbildern um kurze Charakterstücke, die von der äußerlichen Schönheit der Stadt und ausgewählten, markanten Orten inspiriert sind. Die gesamte Aufführungsdauer des - trotz der liedhaften Struktur seiner Teile - entfernt sonatenartig konzipierten Werks liegt bei knapp sechs Minuten.
Der einleitende Tango suave ist einerseits eine nachklingende Hommage an die Welt des Tangos, die der Komponist in seinen südamerikanischen Jahren am Rio de la Plata von 2016 bis 2020 ausführlich kennenlernen durfte, andererseits ein Spiegel der erfreulichen Entdeckung, dass der Tango auch in Heidelberg höchst lebendig ist. Symbolisiert wird diese unerwartete Tradition durch die (im Titel nicht erwähnte) schöne Jugendstil-Stadthalle.
Das Schloss (el castillo) ist eine Verbeugung vor dem wohl berühmtesten Symbol der Stadt wie womöglich der ganzen deutschen Romantik. Die momentweise düstere Anmutung der Ruinen wird im zentralen Teil zu einer fliessend-apotheotischen Stimmung geführt.
Ein kurzes Scherzo lässt die quirlige, verheissungsvolle und mitunter spannungsgeladene Stimmung der Neckarwiese mit ihrer schönen Einbettung in das Stadtbild am Fluss auferstehen, während die abschliessende Hymne den Zuhörer den Blick auf die Alte Brücke mit ihrer majestätischen Lage und Architektur richten lässt.
Der Pianist hat auch in diesem kurzen Zyklus die anspruchsvolle Aufgabe, zwischen impressionistischem Klangrausch, harmonischen Vertracktheiten und delikaten Verfremdungen die Eigenheiten der jeweiligen Teile und Themen profiliert herauszuarbeiten und einen in dieser Heterogenität dennoch geschlossenen Gesamteindruck sicherzustellen.